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»Der ganze Südosten ist unser Hinterland«
150 Jahre deutscher Politik gegen einen jugoslawischen Staat

Mitschnitt des Vortrags vom 11.04.2019

Seit Beginn der deutschen Nationalökonomie wurde Südosteuropa als abhängiges Ergänzungsgebiet eines großdeutschen Reiches verplant. Bereits in den Debatten der Frankfurter Paulskirchenversammlung von 1848 wurde die Verhinderung eines eigenständigen, wirtschaftlich starken jugo-(das heißt süd-)slawischen Staates als zentrales Ziel deutscher Politik propagiert. Im August 1914 zogen deutsche und österreichische Soldaten mit der Parole „Serbien muss sterbien“ in den Ersten Weltkrieg. Nach der Kriegsniederlage des wilhelminischen Kaiserreiches erfolgte die Gründung Jugoslawiens nicht zuletzt als Widerstandsakt gegen den „deutschen Drang nach Osten“. Doch die deutschen Bombenangriffe auf Belgrad im April 1941 führten zur Zerschlagung des ersten jugoslawischen Staates. Nach der Rückeroberung Belgrads durch die Tito-Partisanen und die Rote Armee und dem Sieg der Alliierten über den Nationalsozialismus erfolgte die zweite Gründung Jugoslawiens als Sozialistische und Föderalistische Republik. Die Wiedervereinigung und die Wirtschaftskrise Jugoslawiens in den 1980er Jahren ermöglichte der Regierung unter Kohl und Genscher ein Anknüpfen an die Pläne des Kaiserreiches und des Nationalsozialismus. Die von ihr durchgesetzte staatliche Separierung Sloweniens und Kroatiens bedeutete die zweite Zerschlagung Jugoslawiens und hatte den Bosnien-Krieg von 1992-95 und den Kosovokrieg von 1999 zur Folge.

Klaus Thörner ist Autor des Buches »Der ganze Südosten ist unser Hinterland. Deutsche Südosteuropapläne von 1840 bis 1945« (ça ira, 2008).