Ruth Fischer - das war eine führende Aktivistin und Intellektuelle der Ultralinken in der KPD der Weimarer Republik, die erste Frau als Oberhaupt einer Massenpartei, eine Verfolgte von Hitler und Stalin, im US-Amerikanischen Exil eine glühende Anti-Kommunistin, später wieder Vertreterin eines nicht-stalinistischen, linken Kommunismus.
Mario Keßler war ursprünglich für den 23.07.2020 zum Vortrag über Ruth Fischer im Rahmen der Reihe "Kunst, Spektakel & Revolution" eingeladen (zur Ankündigung). Aus gesundheitlichen Gründen konnte dieser Vortrag nicht stattfinden. Als Ersatz dokumentieren wir hier ein Telefoninterview mit Keßler, das am 19.07.2020 geführt wurde.
Mario Keßler ist Historiker, der u.a. zur Geschichte des Zionismus, des Antisemitismus und der Arbeiterbewegung forscht. Einer seiner Schwerpunkte ist die historische Kommunismusforschung. Er ist Autor der Biografie "Ruth Fischer. Ein Leben mit und gegen Kommunisten (1895–1961)".
Im ersten Teil eines ausführlichen Gesprächs mit dem Historiker und Ruth-Fischer-Biographen Mario Keßler geht es um Ruth Fischers Sozialisation, ihre wechselnden Positionen innerhalb der Flügelkämpfe der Weimarer KPD und um die Umstände ihrer Flucht.
Im zweiten Teil des Gesprächs geht es um die Jahre des US-amerikanischen Exils, in denen sich Ruth Fischer zu einer prominenten Fürsprecherin des Antikommunismus machte. Erst nachdem sie in geheimdienstlichen Kontexten einem SS-Mann wiederbegegnete, der in Deutschland Ruth Fischers Sohn gemartert hatte, kehrte sie sich wieder vom Antikommunismus ab. Im Gespräch geht es auch um ihre letzten Lebensjahre.