Mitschnitt des Vortrags vom 18.07.2019
Wie keine andere Band hat »Laibach« (benannt nach dem deutschen Namen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana) den Zerfall Jugoslawiens mit popkulturellen Mitteln antizipiert und kommentiert. Dabei sind Laibach nie eindeutig, ihr radikaler Angriff auf die Sinne wie gesellschaftliche Sinnkonstrukte kommt in Form von Überaffirmation und Ambivalenz daher – sie spielen mit den Symbolen des Totalitarismus und des Krieges. Im widersprüchlichen und mit Zitaten gespickten Gesamtkunstwerkkonzept der Band spielt der Bezug auf die künstlerische Avantgarde eine wichtige Rolle. Deren Anspruch auf einen ganzheitlichen Gestaltungsanspruch setzte Laibach mit der 1984 erfolgten Gründung der »Neuen Slowenischen Kunst« um, einem interdisziplinären Künstlerkollektiv, das sich staatsähnlich gab und Anfang der Neunziger sogar einen eigenen Staat ausrief, den ohne Raum auskommenden und allen offenen „NSK state in time“. Eine Utopie angesichts der von ihnen prophezeiten blutigen Nationenbildung auf dem nun ex-jugoslawischen Grund? Alexander Pehlemann, selbst involviert in die Aktivitäten von NSK Lipsk, schildert die extrem ereignisreiche Geschichte des Projekts und stellt dabei einige seiner Manifestationen näher dar.
Alexander Pehlemann ist Autor, Kurator, DJ (Al-Haca Sound System), Kompiler, Journalist und Netzwerker. Seit 1993 ist er Herausgeber des »Zonic«, Magazin bzw. Almanach für »Kulturelle Randstandsblicke & Involvierungsmomente«.