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Hyperion und die Versteinerung der Revolutionäre
KSR-Broschur N°3 Release

Mitschnitt der Veranstaltung am 12.05.2013 im Laidak / Berlin

Im Mai 2013 wurde die dritte Ausgabe des KSR-Magazins in Berlin vorgestellt, die sich mit Sinnlichkeit und Ästhetik auseinandersetzt. Zunächst sprach Jakob Hayner über Literatur und Sinnlichkeit. Im Anschluss stellte Lukas Holfeld eine Interpretation von Hölderlins Roman »Hyperion« vor.

Ankündigung des Vortrags:

Die Frage nach dem kritischen Gehalt ästhetischer Erfahrung oder nach dem Verhältnis von Kunst und Politik ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Sie können nur Ausgangspunkt einer konkreten Auseinandersetzung mit den Zeugnissen der Kultur sein und fordern, sich auf historisches oder gegenwärtiges »Material« einzulassen. Anstatt einen großen Aufriss zu machen, will sich der Vortrag deshalb einem bestimmten Werk nähern, anhand dessen Interpretation vielleicht weitergehende Reflexionen entspringen können: dem Roman »Hyperion oder der Eremit in Griechenland« von Hölderlin. Bevor Hölderlin, Hegel und Schelling sehr unterschiedliche Wege beschritten, hatten sie 1794 – nachdem sie von den großen Erhebungen in Frankreich erfahren hatten – gemeinsam mit anderen Studenten des »Tübinger Stifts« einen »Freiheitsbaum« gepflanzt und einen Schwur auf die Revolution geleistet. Vom Ausbleiben einer Revolution in Deutschland, aber auch von der Möglichkeit einer Verlängerung des Leidens durch das Missraten einer gewaltvollen Erhebung, handelt »Hyperion«. Dabei trägt »Hyperion« Züge eines Bildungsromans – er erzählt die Geschichte eines werdenden Subjekts, das sich in seiner Entwicklung mit der äußeren Welt auseinandersetzen muss. Im Gegensatz zum klassischen Bildungsroman – etwa »Wilhelm Meisters Lehrjahre« von Goethe – erkennt der sich »bildende« Hyperion die Welt jedoch nicht an, sondern revolutiert gegen das Bestehende … und scheitert auf ganzer Linie. Der Vortrag will in den Roman einführen, einige Stellen genauer betrachten und Interpretationsvorschläge zur Diskussion stellen. Dabei soll versucht werden, das Sujet des Romans mit heutigen Versuchen, ein revolutionäres Vorhaben (oftmals nur in Gedanken) aufleben zu lassen, in Bezug zu setzen. Ausgehend von Hölderlins Begriff der Poesie, als dem Prinzip, das die Trennungen überwindet, soll dann ein skizzenartiger Ausblick auf die Entwicklung der modernen Dichtung als einer Tendenz des Verstummens und des Zerfalls gegeben werden.