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Todesbejahung und Schwarz in der Ästhetik des Faschismus

Mitschnitt des Vortrags von Carmen Dehnert und Lars Quadfasel
vom 13.03.2014

Es kann bei einer Veranstaltung zur Farbe Schwarz im Nationalsozialismus nicht allein um nationalsozialistische Kunstpolitik gehen: Denn der Nationalsozialismus selber war, als »Ästhetisierung der Politik« (Walter Benjamin), eine totale Inszenierung, die alle Wirklichkeit in sich hineinsog, nichts außen vor lassen konnte. Lücken konnte er um keinen Preis dulden – und damit auch nicht die Schwärze als Ausdruck von Mangel, von Trauer, von Negativität.

Weil aber der Kult des unverstümmelten, widerspruchslosen Lebens alles das stillstellen muss, wodurch Leben erst lebendig wird, kehrt auch die Farbe Schwarz auf höherer, nämlich Elitenebene wider: als Form herrschaftlicher Identifikation mit genau dem, woran im Bilde nichts erinnern darf. Nicht umsonst liebte die SS Namen wie »Schwarzes Korps«. Im Verhältnis zur Farbe Schwarz reflektiert sich das Verhältnis der Nationalsozialisten zum Tod: Was sie als Ausdruck von Vergänglichkeit, von unbeherrschbarer Kontingenz perhorreszieren, verklären sie zugleich, in alter gegenaufklärerischer Tradition, als Sinnbild unwidersprechbarer Macht.

Carmen Dehnert und Lars Quadfasel sind assoziiert in der Hamburger Studienbibliothek und der Gruppe Les Madeleines, deren »Thesen zu Tod und Materialismus« im Extrablatt Nr. 8 erschienen sind.