Unter westlichen HistorikerInnen war lange Zeit die Auffassung weit verbreitet, bei der Oktober-Revolution habe es sich lediglich um den Militärputsch einer kleinen, radikalen Minderheit gehandelt. Diese Feststellung gilt gleichermaßen als Einwand gegen das Selbstverständnis der Bolschewiki, an der Spitze einer Massenbewegung, basierend auf den Räten gestanden zu haben, wie gegen das Grundanliegen einer proletarischen Revolution überhaupt. Doch jüngere Studien zeichnen ein anderes Bild: Die Ereignisse der Oktoberrevolution sind nicht zu erklären ohne den Einfluss der Bolschewiki und ihre Verankerung in den Massen, ohne die Arbeiter- und Soldatenräte sowie die Bewegung der Fabrik-Komitees. Die Rätebewegung in Russland ist gescheitert und die Führung der Bolschewiki hatte einen Anteil an diesem Scheitern – aber die Oktoberrevolution verlangt eine nähere Untersuchung, um den Aufstieg und den Fall der Arbeitermacht erklären zu können.
Die hier vorliegende Aufnahme ist der Mitschnitt des Vortrags von Lukas Holfeld, der zur Eröffnung des Wochenendseminars "Aufstieg und Fall der Arbeitermacht" vom 24.-26.06.2022 in Weimar gehalten wurde. Während des Wochenendes wurden noch zahlreiche andere Aspekte besprochen: Der Charakter der Sowjets und der Fabrikkomitees, die Rolle der Bolschewiki und ihre Wandlung, etc.
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