Die surrealistische Gruppe um André Breton war ein Männerhaufen und benahm sich so. Darin unterschied sie sich kaum von den meisten anderen avantgardistischen Gruppen des frühen 20. Jahrhunderts. Eine Kritik des Surrealismus muss über diese relativ triviale Feststellung hinaus gehen und die surrealistischen Manifestationen selbst zum Gegenstand machen: Die Traumbilder, Collagen und Objekte des Surrealismus. Die französische Autorin Xavière Gauthier vertritt in ihrem Buch "Surrealismus und Sexualität - Inszenierung der Weiblichkeit" (1971) die These, dass der Surrealismus durch einen Widerspruch geprägt war: auf der einen Seite die Entfesselung der Sexualität zu fordern, auf der anderen Seite einen mythischen Glauben an die Liebe zu vertreten. Letzteres führe die Surrealisten zur Suche nach einem illusorischen Total-Objekt, das in der Frau verkörpert wird und in zahlreichen surrealistischen Arbeiten dargestellt ist.
Dieser These will das Wochenendseminar nachgehen. Zum einen soll ein Verständnis der Thesen Gauthiers erarbeitet werden. Zum anderen sollen surrealistische Originaltexte gelesen werden, um diese Thesen überprüfen zu können.
Das Wochenendseminar ist für Herbst/Winter 2023 geplant - ein genauer Termin wird noch festgelegt. Informationen zur Anmeldung werden dann veröffentlicht.