Do 13.11.2025, 19:00 Uhr
ACC Galerie, Burgplatz 1+2, Weimar
Am 15. März 1920 durchbrach eine Gewehrkugel das Fenster der Gemäldegalerie des Dresdner Zwingers und traf das dort ausgestellte Gemälde "Bathsheba" von Peter Paul Rubens. Dieser Kunstmord war für den expressionistischen Maler und Kunstprofessor Oskar Kokoschka Anlass, um zur Schonung des nationalen Kunstschatzes und zur Zurückhaltung der feindlichen Bürgerkriegsparteien aufzurufen - die Kugel hatte das Gemälde im Zuge von Kämpfen zwischen streikenden Arbeitern und gegenrevolutionären Teilen der Reichswehr getroffen. Nachdem Kokoschka seinen Aufruf in über 40 Tageszeitungen lanciert hatte, antworteten ihm die Berliner Dadaisten George Grosz und John Heartfield in der Zeitschrift "Der Gegner": "Wir richten an alle, die noch nicht genug verblödet sind, die snobistische Äußerung dieses Kunstlumpen gutzuheißen, die dringende Bitte, energisch Stellung dagegen zu nehmen. Wir fordern alle dazu auf, denen es nebensächlich ist, daß Kugeln Meisterbilder verletzen, da sie Menschen zerfetzen, die ihr Leben wagen, um sich und ihre Mitmenschen aus den Klauen der Aussauger zu erretten."
Das war der Auftakt zur "Kunstlump-Debatte", die auch zu einer Auseinandersetzung innerhalb der jungen KPD über den Stellenwert bürgerlicher Kultur führte. Harald Schadek wird in die "Kunstlump-Debatte" einführen und die daran beteiligten Protagonisten vorstellen. Der Abend soll auch dazu dienen, dem Publikum das Leben und Wirken von John Heartfield näher zu bringen.
Harald Schadek ist Vorsitzender des Freundeskreises John Heartfield – Waldsieversdorf e. V. Der Verein pflegt das ehemalige Sommerhaus von John Heartfield in Waldsieversdorf als Kulturstätte, um an das Leben und Wirken von Heartfield zu erinnern.