Die für die kommunistische Bewegung zentrale Tragödie des 20. Jahrhunderts besteht im Niedergang der sich im Revolutionsjahr 1917 herausbildenden Rätedemokratie und deren schlussendlicher Ablösung durch die mörderischen Staatsmaschinerie des Stalinismus. Wer sich heute auf den Kommunismus als wirkliche Bewegung bezieht, muss sich mit den Gründen dieser Entwicklung auseinandersetzen. Dabei geht es nicht darum, Kommunismus und Stalinismus in eins zu setzen. Dennoch müssen wir uns die Frage stellen, in welcher Verbindung beide zueinander stehen.
Während wir uns im Juli 2023 mit den ökonomischen Debatten der Bolschewiki und der Ökonomie des Stalinismus auseinandergesetzt haben, wollen wir in diesem Jahr die politischen Strukturen und die Ideologie des Stalinismus in den Blick nehmen. Wie war der stalinistische Herrschaftsapparat strukturiert? In welchem Verhältnis standen Partei und Verwaltung, welche Rolle spielte die Bürokratie? Welche Rolle spielten Terror und systematische Repression für den Stalinismus? Aus welchen ideologischen Quellen speist sich der Stalinismus und auf welche Art von Kultur stützte er sich?
Diesen Fragen wollen wir uns gemeinsam annähern. Dabei beziehen wir uns auf die Analysen von Charles Bettelheim und Isaac Deutscher, auf die rätekommunistische Kritik des Bolschewismus-Stalinismus und auf die Stalinismuskritik von Leo Kofler. Die Teilnahme am vorangegangenen Seminar 2023 ist keine Voraussetzung zur Teilnahme – wir werden am Anfang eine kurze Zusammenfassung der dort erarbeiteten Inhalte geben. Grundlage ist ein Reader, den wir nach Anmeldung über biko[at]arranca.de zuschicken. Bitte schreibt uns auch, wenn ihr eine Übernachtung in Weimar nicht privat organisieren könnt.