Vom 9. bis zum 11. September 2022 fand im Infoladen des Conne Island in Leipzig unter dem Titel "Von diesem Brot esse ich nicht!" ein Lektüreseminar zum Surrealismus mit Chris Weinhold, Alexander Emanuely und Lukas Holfeld statt. Es sollte darum gehen, zu rekonstruieren, was der Surrealismus in seiner Zeit gewesen ist und was die surrealistische Revolte ausgemacht hat. Die Ankündiung zum Seminar findet sich hier.
Die Aufnahme der Eröffnungsvorträge vom 09.09.2022 ist leider verloren gegangen. Lukas Holfeld hatte eine kurze Einführung in den Surrealismus und einen Überblick über die zentralen damit verbundenen Ereignisse gegeben. Chris Weinhold hatte in den Zusammenhang Traum-Erwachen-Schock eingeführt und beleuchtet, in welchem Verhältnis Rationalität und Irrationalität bei den Surrealisten erscheinen. Zudem war er auf den Revolver-Satz aus dem Zweiten Manifest des Surrealismus von André Breton eingegangen.
Wir dokumentieren hier die Aufnahmen vom 10. und 11.09.2022. Zunächst schildert Alexander Emanuely in seinem Vortrag die Entstehungszusammenhänge des Surrealismus im Kontext des Ersten Weltkriegs. Er geht dann vor allem auf das Verhältnis der Surrealisten zur Kommunistischen Partei Frankreichs ein.
Im zweiten Teil seines Vortrags stellt Alexander Emanuely die Zeitschrift "PLAN" ins Zentrum, deren erste drei Ausgaben 1937/38 in Österreich erschienen und die auch einen surrealistischen Schwerpunkt hatte. Dazu geht Emanuely relativ ausführlich auf die österreichischen Verhältnisse und den Austrofaschismus ein.
Chris Weinhold setzt dann den Zusammenhang von Traum-Erwachen-Schock fort, geht auf das Verhältnis des Surrealismus zur Psychoanalyse ein und stellt Motive aus André Bretons "Nadja" und aus dem "Pariser Landleben" von Louis Aragon vor (u.a. den surrealistischen Bezug auf das Eigenleben der Dinge, die pessimistische Revolte und den in Stadt und Alltag verorteten Mythos).
Im letzten Teil führt Lukas Holfeld in den Begriff des Humors ein, der für den Surrealismus zentral ist und der u.a. in der "Anthologie des Schwarzen Humors" von André Breton entwickelt wurde.